MARIE
GUYART-MARTIN


Denis Boivin


Kurzvorstellung
Synopsis kurz
Synopsis lang


Absichten der Regie
Drehbuch
Mitarbeiter
Charaktere

Dionysos
Historischer Überblick

 

SYNOPSIS LANG


Drehbuchautor und Regisseur: Denis BOIVIN
Drehbuch Beratung: Jean-Claude CARRIÈRE


ANFANG DES FILMS

Einige Landrover sehr moderner Ausführung künden die Anwesenheit einer Familie der Huronen – Wendaten an, die mitten im kanadischen Wald ihr Lager aufgeschlagen hat. Ferienstimmung herrscht im Lager. Ein kleines Mädchen fragt seine Oma, warum sie beide wohl gleich heiben : Marie. Die Grobmutter erzählt von ihrer Anhänglichkeit gegenüber Marie Guyart, die allen Leuten ihres Stammes gemein ist. Unsere Hauptfigur wird aus der Perspektive der Indianerkultur betrachtet.

Am Feuer berichtet die Grobmutter über die Frau, Mutter, Missionarin und Mystikerin, die das Leben der ersten Franzosen in Kanada mitgeprägt hat. Es ist eine Geschichte in der Geschichte, die so wie alle Geschichten beginnt: es war einmal...

FRANZÖSISCHE PERIODE
(Erstes Drittel des Films)

Wir treffen Marie Guyart 1607 im selben Alter wie das kleine Wendat-Mädchen auf einem Schulhof an. Die kleine Marie entfernt sich von den spielenden Mitschülerinnen und rennt zu einer Christus - Darstellung auf einer alten Ikonographie. Christus spricht sie an: "Willst Du mein sein?" Und die kleine ruft "Ja!". Sogleich verschwindet das Bild, und Marie erwacht aus ihrem Traum. Zehn Jahre später sehen wir sie am Vorabend ihrer Hochzeit. Vergebens versucht sie der Mutter ihre religiöse Gefühle mitzuteilen. Ihr Vater, der Bäcker, ist auf das Thema gar nicht mehr ansprechbar.

Auch wenn es keine Liebesheirat ist, ist Marie glücklich, ihre Pflicht zu erfüllen. Zwei Jahre später bekommt die zwanzigjährige einen Sohn - Claude. Bald darauf stirbt ihr Mann. Ist es womöglich ein Selbstmord, wegen der Schulden? Der König ist von Tours nach Paris gezogen, und der Seidenhersteller hat seine ganze Kundschaft verloren. Marie bleibt auf den Schulden ihres Mannes sitzen und mub alleine für ihren Sohn aufkommen. Marie Guyart-Martin bezahlt alle Gläubiger und macht den Laden zu. Ihre Familie drängt sie zu einer neuen Heirat.

Für einige Zeit schliebt sie sich zu Hause ein und geht nicht raus. Im selben Jahre 1620 wohnt sie einer Christus Erscheinung bei, die sie "Vision des kostbaren Blutes" nennen wird. Blitzartig und eindrucksvoll ist die Erscheinung des Gekreuzigten. Marie Guyart ist erschüttert. Sie beichtet dem ersten Priester den sie trifft : dem Vater Bernard. Als wäre die Vision eine Verurteilung, trägt Marie am nächsten Tag ihre Sünden zur Schau und nagelt Papierblätter mit deren Aufzählung an die Tür der Kathedrale an. Vater Bernard versucht entschlossen sie zurückzuhalten. In dieser trüben Zeit ist sie dem echten Wahnsinn nah. Wir sehen, wie sie sich all den für die damaligen Mystiker typischen Selbstzüchtigungen hingibt : sie schläft im harten Holzbett ohne Matratze, trägt grobe Wäsche und Büberhemd, trinkt Absinth usw.

Ihre beunruhigten Eltern überreden sie, in das Transportunternehmen des Schwagers einzusteigen. Marie lernt das Handwerk und bringt das Unternehmen hoch: nach 10 Jahren ist es der gröbte Arbeitgeber der Stadt.

In dieser Zeit kümmert sich die fromme Marie sehr um die Armen und Kranken. Insgeheim verrichtet sie ihre Gebete und bereitet die Rente für ihren Sohn vor. Als er zehnjährig wird, bringt Marie ihrer Familie bei, dab sie Gelübde ablegen und ins Kloster der Ursulinen gehen will. Ihre Probezeit beträgt 3 Jahre. Da sie jahrelang auf ihren Gehalt verzichtete, kann es für den Unterhalt und die Bildung ihres Sohnes ausgezahlt werden. Genauso wie Maries Familie nehmen die Ursulinen die 31-jährige zunächst gar nicht ernst. Marie ist 15 Jahre älter als andere Novizen.

Eine enge Freundschaft verbindet Marie mit einer achtzehnjährigen Novizin Marie de la Troche, die ihr unter allen Umständen Beistand leistet.
Im Kloster hat Marie neue Visionen, deren Inhalt immer genauer wird. Schlie
blich ist Marie überzeugt, eine Mädchenschule im fernen Kanada, das sie aus Relations des Jesuites kennt, bauen zu müssen.

10 Jahre verstreichen im Kloster. Unter dem Namen der Menschwerdung wird Marie Novizenmeisterin und arbeitet hart an eigener Bildung.

Nun tritt Madame de la Peltrie ins Bild : eine sehr reiche Person, die aus Abenteuerlust nach Kanada gehen will, unter anderem um die Erbschaft ihres Vaters an sich zu reiben, der sie im Testament zu einer Heirat zwing. So kommt es, dass die erste Mission der Ursulinen in Kanada mit den unterschlagenen Geldern einer weiben Heirat begründet wird. Marie wird von einigen Schwestern begleitet, unter anderen Marie de la Troche, die trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit viel Mut an den Tag legt.
Vor der Abfahrt bleibt eine letzte Herausforderung: Marie mu
b für immer von ihrem Sohn Abschied nehmen. Claude fühlt sich von Marie nicht geliebt, er offenbart ihr seine Seelenwunden und seinen Wunsch, Priester und Missionar zu werden.

KANADISCHE PERIODE
(Zwei Drittel des Films)

Nach der Ankunft in Kanada bekommt Marie grobe Zweifel an ihrer Berufung. Das neue Klosterleben ist von schweren Schicksalsschlägen erfüllt. Im ersten Winter wütet eine Epidemie unter den Urbewohnern. Die von den Franzosen importierte Windpockenkrankheit tötet einen groben Teil der Urbevölkerung am Ufer des Lorenzstroms. Von diesem Punkt an bezeichnen die Urbewohner das Kloster als " Haus des Todes ".

Sobald erfährt Marie, dass ihr Sohn die Sünde der Homosexualität beichtete und keine Gelübde ablegen darf. Madame de la Peltrie, die Mäzenin, steigt mit Jeanne Mance und Maissonneuve bei der Gründung von Montreal ein und überlä
bt die Gemeinde ihrem Schicksal. Die Ursulinen erfahren die bitterste Armut.

Trotz der schweren Bedingungen unterrichtet Marie die einheimischen Mädchen. Eins von ihnen, Sokotis, flüchtet bald zurück zu ihrem Vater um mit Tourangeau zusammenzuleben. Dieser junge französische Hugenott, der in die Indianerin verliebt ist, welche aber den katholischen Stadthalter von Trois-Rivières heiraten soll, wirft die echte Frage der Missionen auf : im Namen welcher Wahrheit errichtet man die Gesetzte?

Die Huronen, Handelspartner des Franzosen, werden von den Irokesen vernichtet.
Marie sorgt sich wieder um ihren Sohn, der sich in eine junge Frau verliebt, für deren spirituelle Leitung er verantwortlich ist.
Die Huronen lassen sich in Québec nieder, in der Nähe der Ursulinen. Im Winter wird das neue Kloster von Feuer zerstört. Sokotis, Frau des Stadthaters, stirbt im Kindbett.

Wegen der grausamen Massaker durch Irokesen, sind alle Missionare nach Frankreich und Italien zurückgerufen. Die Ursulinen weigern sich fortzugehen, sie wollen die Kolonisten nicht im Stich lassen und geben ihre religiöse Mission nicht auf. Sie sind den Irokesen ausgeliefert. Bald darauf stirbt Marie de la Troche einen qualvollen Tod, nicht ohne Hexenkraft der Mutter von Sokotis, die den Tod der Tochter rächt.

Die Herausgabe von Berichten über die Mission jenseits der Atlantik, Les Relations des Jésuites, wird in Frankreich eingestellt, denn die Jesuiten haben Kanada verlassen. Also wissen auch heute noch nur wenige von einer Reihe von Erdbeben in Québec 1663. Die heftigen Erschütterungen zerbrechen das Geschirr, sprengen die Mauern, lassen die Kirchenglocken erklingen.
All das wird als göttlicher Schutz gegen die Irokesen aber auch als Anzeichen der Apokalypse interpretiert - die Bewohner von Québec haben Angst und legen Beichte ab. Der neue Pfarrer versichert, dass das Unglück die Strafe für den Alkoholhandel sei. Nach dieser Krisenzeit, die von den Cent-Associés (Zusammenschlu
b der 100 Geschäftsmänner) geleitet wird, kommt das Regiment des Carignan in Québec mit seinen 1600 Soldaten an. Und nun bricht alles zusammen, was Marie als Begründerin der Ursulinen in Kanada 25 Jahre lang im Geiste der Urkirche aufbaute. Das Verhältnis zu der Institution Neufrankreichs ist für Marie Guyart nur zwei Jahre lang gut – solange Tracy für die Sicherheit der Siedlung sorgt, Renovierungen und Neubau einer Kapelle anordnet.
Lang vor ihren Zeitgenossen vermutet Marie die zerstörerische Rückkehr der Engländer: sie bittet Tracy, "die Schädel der Engländer mit dem Lilienwappen-Kreuz einzuschlagen".
Bei der Einführung des königlichen Regimes trägt Marie ihren letzten Kampf für die Urbewohner aus. Sie beschützt das Volk, dessentwillen sie nach Kanada kam. Der Verwalter Talon berichtet vom Scheitern der Versklavung der Indianerinnen zum Zwecke der Hanfbearbeitung. Die Ursuline nehme sie in Schutz und fordere ihre Befreiung. Sie bestehe au
berdem darauf, sie in deren Muttersprache zu unterrichten.

Als die Franzosen immer zahlreicher ankommen, zieht sich Geneviève zurück. Ihre Beziehung zu Marie ist die Verkörperung der dramatischen Konfrontation der zwei Kulturen. Die beiden leben zusammen ohne aufeinander zuzukommen.

Am anderen Ufer der Atlantik liest Claude den letzten Brief seiner Mutter. Er erfährt, dass ihr Einflub die Frau seines Lebens den Schleier nehmen lieb. Die letzten Geheimnisse ihrer Seele werden in diesem Brief gelüftet.

Und wieder sind wir in heutiger Zeit bei der Familie der Huronen. Das Mädchen blättert in den alten Büchern, die vom Grobvater auf dem Dachboden einer Waldkapelle gefunden wurden. Es sind die Handschriften der Marie Guyart und ihre Wörterbücher. Es bleibt die Hoffnung, dab die Kleine mit ihrer Hilfe ihre Ursprache lernen kann, die durch die französische Assimilation verlorenging.

 

Denis Boivin
Wendake 2000

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